Tilgungsaussetzung: Wenn Sie vorrübergehend nicht zurückzahlen können
So gewinnen Sie finanziellen Spielraum, wenn das Leben dazwischenkommt
Ein Kredit zur Baufinanzierung ist meist auf Jahrzehnte angelegt – doch das Leben lässt sich nicht durchrechnen. Krankheit, Elternzeit, Trennung, berufliche Veränderungen oder wirtschaftliche Krisen können dazu führen, dass du deine monatliche Rate nicht wie geplant weiterzahlen kannst. In solchen Momenten bietet eine Tilgungsaussetzung einen wichtigen Rettungsanker: Du setzt die Rückzahlung des Darlehens (teilweise) aus, um kurzfristig finanziell entlastet zu sein.
Aber: Eine Tilgungsaussetzung ist kein Freifahrtschein – sie muss mit der Bank vereinbart werden, bringt Kosten mit sich und wirkt sich auf den Gesamtkredit aus. Wer die Möglichkeiten und Grenzen kennt, kann sie jedoch strategisch nutzen, um Zahlungsfähigkeit und Eigentum zu sichern.
In diesem Ratgeber erfährst du, wie eine Tilgungsaussetzung funktioniert, welche Alternativen es gibt, was du beantragen kannst – und worauf du achten solltest, um aus der Notlösung keine Kostenfalle zu machen.
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Was ist eine Tilgungsaussetzung – und wie funktioniert sie?
Eine Tilgungsaussetzung bedeutet, dass du die monatlichen Tilgungsleistungen deines Darlehens vorübergehend aussetzt – also nur noch die Zinsen zahlst. Die Rückzahlung deiner Kreditsumme wird gestoppt, deine monatliche Rate sinkt deutlich. Das verschafft dir kurzfristig finanziellen Spielraum, erhöht aber auf lange Sicht die Gesamtkosten der Finanzierung.
Die Aussetzung kann…
- vertraglich vereinbart sein (z. B. bei Kombikrediten mit Bausparvertrag),
- oder nachträglich beantragt werden (z. B. bei finanziellen Engpässen).
Wichtig: Die Tilgung ruht – aber die Zinsen laufen weiter. Du zahlst monatlich weiter Zinsen auf die volle Restschuld. Nach der Aussetzungsphase musst du entweder die Laufzeit verlängern oder deine Rate erhöhen, um das Darlehen vollständig zu tilgen.
Während der Tilgungsaussetzung bleibt deine Restschuld unverändert bestehen – du „verschiebst“ die Rückzahlung lediglich in die Zukunft. Das bedeutet: Deine Gesamtlaufzeit verlängert sich – oder du musst später höhere Tilgungsraten leisten, um wieder auf Kurs zu kommen. Beispiel: Du setzt 12 Monate lang die Tilgung bei einem Darlehen von 200.000 € aus. Die Zinsen von z. B. 4 % laufen weiter → du zahlst 667 €/Monat, aber reduzierst deine Schulden nicht. Nach einem Jahr liegt die Restschuld immer noch bei 200.000 €. Und du hast 8.000 € Zinsen gezahlt – ohne einen Cent Schuldenabbau. Deshalb solltest du die Tilgungsaussetzung nur nutzen, wenn es wirklich nötig ist – und immer mit einem Rückkehrplan verknüpfen.
Wann ist eine Tilgungsaussetzung sinnvoll – und wann nicht?
Eine Tilgungsaussetzung kann in bestimmten Lebenssituationen sehr sinnvoll sein – z. B.:
- Elternzeit mit reduziertem Einkommen
- vorübergehende Arbeitslosigkeit
- Schicksalsschläge wie Krankheit oder Pflegefall
- plötzliche Einkommenslücke durch Trennung
- Wirtschaftliche Krisen (z. B. Corona, Energiepreis-Schock)
Sie kann helfen, Eigentum zu sichern, Zahlungsunfähigkeit zu verhindern und Zeit zu gewinnen. Nicht sinnvoll ist sie, wenn:
- du die freie Liquidität für Konsum statt Sicherung brauchst,
- die Pause länger als 12–24 Monate dauern soll,
- du keine realistische Rückkehr zur Tilgungsfähigkeit absehen kannst.
Tipp: Beziehe auch staatliche Hilfen, Familienleistungen oder Übergangslösungen in deine Planung ein – und prüfe, ob eine Umschuldung günstiger wäre.
Du kannst eine Tilgungsaussetzung bei deiner Bank schriftlich beantragen – idealerweise mit Nachweisen über den vorübergehenden Engpass (z. B. Einkommensnachweis, ärztliche Bescheinigung, Elternzeitbestätigung). Je besser du dokumentierst, dass es sich um ein zeitlich begrenztes Problem handelt, desto höher die Zustimmungschance. Wichtig: Es gibt keinen Rechtsanspruch – jede Bank entscheidet individuell. In der Regel wird eine Tilgungsaussetzung für 3–12 Monate gewährt. Manche Institute verlangen einen Zinsaufschlag, andere bieten sie kostenneutral an. Kläre vorher:
- Ist eine Laufzeitverlängerung nötig?
- Welche Folgen hat die Pause auf den Tilgungsplan?
- Ist ein nachträglicher Tilgungsausgleich vorgesehen?
Dokumentiere die Zusage schriftlich – und prüfe, ob eine neue Zinsvereinbarung nötig ist.
Welche Varianten der Tilgungsaussetzung gibt es?
Grundsätzlich unterscheidet man zwei Varianten:
- Geplante Tilgungsaussetzung
→ fester Bestandteil des Finanzierungskonzepts, z. B. bei einem Tilgungsstreckungsdarlehen mit späterem Bausparvertrag - Nachträgliche Tilgungsaussetzung
→ bei temporären Schwierigkeiten, mit Zustimmung der Bank
Es gibt auch die Möglichkeit, die Tilgung nur teilweise auszusetzen – z. B. von 3 % auf 1 % zu senken. Das reduziert deine Rate, ohne den Tilgungsprozess ganz zu stoppen.
Besonders flexibel sind Finanzierungen mit Tilgungssatzwechsel: Dort kannst du eigenständig zwischen 1–5 % Tilgung variieren – meist einmal pro Jahr. Diese Option solltest du bereits bei Vertragsabschluss vereinbaren.
Ja – bei bestimmten Finanzierungskonzepten sind Tilgungspausen von Beginn an eingeplant. Besonders häufig ist das bei:
- Bauspar-Kombikrediten mit Vorausdarlehen (Tilgung startet nach Zuteilung)
- Zwischenfinanzierungen, z. B. bei noch nicht verkauftem Altobjekt
- Förderdarlehen mit tilgungsfreier Anlaufphase (z. B. KfW)
In diesen Fällen zahlst du anfangs nur Zinsen – die eigentliche Rückzahlung beginnt später. Diese Konstruktionen sind sinnvoll, wenn du z. B. auf Einnahmen wartest oder bereits weißt, dass dein Einkommen in 2 Jahren steigt. Vorteil: Planbarkeit. Nachteil: höhere Gesamtkosten – du zahlst länger Zinsen auf den vollen Betrag. Auch hier gilt: Je kürzer die Pause, desto günstiger.
Welche Risiken und Nachteile hat die Tilgungsaussetzung?
Auch wenn sie kurzfristig entlastet – die Tilgungsaussetzung hat klare Nachteile:
- Höhere Gesamtkosten durch verlängerte Zinsphase
- Verzögerter Schuldenabbau – du brauchst länger zur Rückzahlung
- Restschuld steigt relativ zur geplanten Laufzeit
- Bonität kann leiden, wenn du dauerhaft aussetzt oder häufiger pausierst
- Anschlussfinanzierung schwieriger, wenn Laufzeit gestreckt wird
Die emotionale Gefahr: Du gewöhnst dich an die niedrigere Rate – und planst nicht aktiv zurück. Deshalb: Nutze die Pause, um einen konkreten Rückkehrplan aufzustellen. Ideal: Nutze Sondertilgungen, sobald dein Einkommen sich erholt – und schließe die Lücke wieder.
Wenn du deine Rate nicht mehr tragen kannst, prüfe vor einer Tilgungsaussetzung auch diese Alternativen:
- Tilgungssatz senken statt aussetzen (z. B. von 3 % auf 1 %)
- Umschuldung in längere Laufzeit mit geringerer Rate
- Sondertilgung pausieren, falls freiwillige Rückzahlungen geplant waren
- Staatliche Hilfen prüfen (z. B. Wohngeld, Kinderzuschlag)
- Zwischenkredit, wenn es nur wenige Monate betrifft
Die Tilgungsaussetzung sollte der letzte Schritt sein – nicht der erste. Wer seine Verträge kennt und clever verhandelt, kann oft mit weniger drastischen Mitteln das Gleiche erreichen – nämlich: Zeit gewinnen, ohne neue Schulden aufzubauen.
Fazit: Tilgungsaussetzung ist ein Schutzmechanismus – aber mit Kosten
Die Tilgungsaussetzung ist ein sinnvolles Instrument, um finanzielle Krisen zu überstehen, ohne das Eigenheim zu gefährden. Aber sie ist kein Geschenk der Bank – sondern eine zeitlich begrenzte Vereinbarung mit Zinsfolgen. Wer sie nutzt, sollte:
- die Pause bewusst gestalten,
- klare Rückzahlungsziele setzen,
- Alternativen prüfen und
- frühzeitig mit der Bank kommunizieren.
Nutze die Zeit, um deine finanzielle Stabilität wiederherzustellen – und kehre so schnell wie möglich zur regulären Tilgung zurück. Denn jede ausgesetzte Rate bedeutet: Du bist länger verschuldet – und zahlst am Ende mehr.
Wer die Tilgung pausiert, sollte bereits beim Antrag eine Rückkehrstrategie vereinbaren. Kläre mit deiner Bank:
- Startzeitpunkt der Rückkehr (z. B. automatisch nach 6 oder 12 Monaten)
- Höhe der neuen Rate: gleich, reduziert oder erhöht?
- Möglichkeit von Sondertilgungen, um Rückstand auszugleichen
Ein kluger Deal: Du setzt 6 Monate aus – verpflichtest dich aber, im Folgejahr einmalig 5.000 € Sondertilgung zu leisten. So reduzierst du die Restschuld aktiv und bleibst im Tilgungsplan. Manche Banken bieten auch „Stufenmodelle“, bei denen du schrittweise zur alten Rate zurückkehrst. Wichtig: Halte alle Vereinbarungen schriftlich fest – und rechne die Mehrkosten transparent durch. Mit dem richtigen Plan wird die Tilgungsaussetzung nicht zur Schuldenfalle, sondern zur Brücke.
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